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2020

Der offensichtliche Pandemie-Elefant

Sich Ziele zu setzen, die Arbeit investieren und anschließend den Erfolg (oder Misserfolg) bewerten. Jeder Erfolg geht mit Planung und Debriefing einher. So können wir strukturiert untersuchen, was wir erreichen und was wir verbessern können. Ein jährlicher Rückblick bietet sich an, um ein Fazit zu ziehen. Dieser Rückblick ist größtenteils sehr individuell. Ob Du einen Mehrwert aus meiner persönlichen Betrachtung ziehen kannst, liegt an Deiner Lesart. Du wirst nicht meine Entwicklung nachvollziehen, aber Du kannst vielleicht einen Einblick gewinnen.

Für mich war 2020 eine Phase des kritischen Umbruchs. Beruflich und inhaltlich hat sich vieles gewandelt. Vielleicht lernst Du etwas darüber, wie man als Einzelperson aus seiner Leidenschaft ein Geschäft aufbauen kann. Eventuell bekommst Du Ideen, wie man sich weiterbilden kann. Selbstverteidigung ist ein komplexes Feld mit diversen Perspektiven. Jeder braucht neuen Input. Ob Du auf mein Material zurückgreifst oder Dir die Quellen und Fortbildungen anschaust, die ich selbst nutze, ist zweitrangig. In jedem Fall bekommst Du einen Einblick, wie ich denke, arbeite und mich selbst fortbilde.

2020 war kein normales Jahr. Menschen sind allerdings sehr anpassungsfähig, deshalb haben wir das Beste draus gemacht. Corona hat den tiefsten Einschnitt in unsere Gesellschaft verursacht, die ich jemals erfahren habe. Sowohl für den Alltag, als auch fürs Training mussten neue Lösungen gefunden werden. Eine Naturkatastrophe muss man einfach akzeptieren.

Training 2.0

Mit etwa der Hälfte von 2020 unter Lockdown war das normale Training aufs heftigste gestört. Selbstverteidigung ist einerseits sehr physisch und andererseits sehr praktisch. Das war beides nicht in dem Maße möglich, der für gutes Training erforderlich war. Wie geht man mit dem Bedürfnis nach Erhalt und Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten um, während die Trainingsmöglichkeiten nicht gegeben sind.

Online-Training ist explodiert. Einige Kernelemente können nicht auf Distanz trainiert werden, aber viele Einzelaspekte können fokussiert werden. Meine eigene Fortbildung stand dieses Jahr stark unter dem Einfluss des Distanzunterrichts. Ein ganzer Haufen von Webinaren, Online-Kurse, Diskussionen in Foren und Gruppen, Videoanalyse, Lektüre und Recherche können physisches Training nicht ersetzen, aber ergänzen. Auch nach Corona werde ich diese Schiene weiterfahren und ich empfehle Dir dasselbe.

Zwei meiner größten Fortbildungsblöcke für 2020 möchte ich kurz aufführen. Beide Angebote kann ich sehr empfehlen und beide standen auf der Liste meiner Lernziele fürs Jahr, die ich erfolgreich abgeschlossen habe. Jedenfalls soweit möglich. Ohne Gebühr oder Anmeldung kann jeder die Online-Kurse von Richard Dimitri und Pamela Armitage nutzen. Study of Violence ist ein umfassendes Angebot über die Grundlagen der Selbstverteidigung, Anti-Mobbing, Mindset und vieles mehr. Kein Kurs ist perfekt, aber Du kannst daraus viel lernen. Es gibt keinen Grund, diese Quelle nicht zu nutzen.

Zu meinem Glück habe ich im Dezember 2019 ein Fernstudium angefangen, was mich inhaltlich durch die Lockdown-Monate getragen hat. Sich im Distanzunterricht zum Selbstverteidigungstrainer auszubilden, reicht nicht für einen Anfänger. Trotzdem empfehle ich jedem, der bereits viel Training und/oder Erfahrung besitzt, sich ein solches Studium zu überlegen. Als Ausbildung für theoretische Inhalte war diese Fortbildung unverzichtbar. Das Studium war nicht billig und das letzte Praxisseminar konnte ich leider noch nicht besuchen, aber ich bin mit dieser Fortbildung sehr zufrieden

Launch: Critical Response

Wirtschaftlich war dieses Jahr gleichzeitig sehr gut und sehr schlecht. Jeder Trainer hat unter dem Lockdown gelitten und musste Verluste einfahren. Dies dürfen wir nicht vernachlässigen. Nur wenn ein Trainer seinen Lebensunterhalt finanzieren kann, dann kann er Anderen beibringen, Gewalt zu überstehen. Allerdings hat mir der erste Lockdown im März als Sprungbrett in die Selbstständigkeit gedient.

Ich konnte aus einem Job aussteigen, den ich nie mochte und nur wegen des Geldes gemacht habe. Ich wollte schon länger kündigen und eine Plattform für mein Training aufbauen, aber Alltagsroutine steht oft im Weg. Durch die erzwungene Unterbrechung hatte ich viel Zeit, die ich in mein Projekt Critical Response stecken konnte.

Bis jetzt war meine Trainingsmethode finanziell und inhaltlich sehr erfolgreich. Webseite programmiert. Marketing erstellt. Kontakte geknüpft. Kunden gewonnen. Geld verdient. Materialien strukturiert. Inhalte fokussiert. Neue Gruppen geformt und deren Profile bedient. Es war eine steile Lernkurve bis jetzt mit vielen Hindernissen und Herausforderungen, aber ich bin sehr zufrieden.

Gesellschaftlich war 2020 brutal. Für mich persönlich in manchen Phasen sehr schwierig, aber trotzdem zufriedenstellend. Ich habe meine Lernziele übertroffen und komplett neue Fähigkeiten erworben. Networking und Eigenwerbung sind immer noch merkwürdig, aber es wird besser. Geschäftlich ohne Lockdown ziemlich gut, mit Lockdown noch akzeptabel, aber insgesamt nicht alle Ziele erreicht. Dafür ist das nächste Jahr.

Wir haben 2020 überstanden. Wie ist Dein Fazit? Hast Du Deine Ziele erreicht? Was ist Dein Plan für 2021?

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